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Ende der Sowjet Union

Die letzte Aggression der Sowjetarmee

und das Ende des Roten Imperiums

 

„…Am 20. Januar 1990 geschah etwas Einzigartiges in der Geschichte der Sowjet Union.- Die Welt erfuhr nichts davon.“
Robert Kaplan. Reisen an die Grenzen Menschheit

Thesen zum Vortrag

Zur historischen Bedeutung der Ereignisse:

Die blutigen Ereignisse des 20. Januar 1990, die als  „Schwarzer Januar“ in die Geschichte Aserbaidschans eingegangen sind, stellen zugleich einen wichtigen Wendepunkt überhaupt in der Geschichte der Sowjetunion dar. Aber leider sind diese großen tragischen und zugleich heroischen Ereignisse am Ende der Ära des globalen „Kalten Krieges“ im Westen bisher kaum wahrgenommen worden.

Denn was am 19./20. Januar 1990 in Baku geschah, ist bis heute hier im Westen wenig bekannt. (Zitat von Kaplan: siehe oben) Vor allem auch die wirklichen Maßstäbe und die historische Bedeutung dieses Geschehens  bleibt selbst unter Historikern immer noch ein ganz offenes Thema.
Inzwischen sind wir der Auffassung, dass das Einmarschieren der Sowjetarmee in die aserbaidschanische Hauptstadt Baku am 19./20. Januar 1990 in der Tat ihre letzte Aggression war und somit faktisch das Ende der Sowjet Union bedeutete!
Das heißt: bis zu diesen Ereignissen konnte man immer noch darauf hoffen, dass die Sowjet Union noch zu retten ist; aber seit diesem Zeitpunkt beginnt der tatsachliche Ablösungsprozess der Nationalrepubliken von Moskau. Also, erst mit den Ereignissen „Schwarzer Januar“ in Baku wurde der Zusammenbruch der UdSSR zu einem unvermeidlichen Prozess.
Obwohl die Moskauer Macht mit dieser enormen Gewaltaktion und mit dem Massaker in Aserbaidschaner offensichtlich ganz andere Ziele verfolgte als sie erreicht hatte. Das sollte eigentlich eine Lektion sein, eine Warnung an all diejenigen in der Sowjetunion, die in vergleichbarer Weise Richtung Eigenständigkeit und Souveränität marschierten und das herrschende System in Frage stellten. Die kommunistische Führung des roten Imperiums wollte damit die Unabhängigkeitsbestrebungen in anderen nationalen Republiken erschrecken und dadurch Auflösungsprozesse der Union verhindern, aber man bekam einen völlig entgegen gesetzten Effekt, nä¬mlich die endgültige Diskreditierung der Sowjetmacht: die Zentrifugalkräfte und Unabhängigkeitsbestrebungen in den nationalen Republiken erreichten nach diesen Ereignissen ein rasantes Tempo: keiner wollte mehr zu dem „bösen Imperium“ gehören!
Also, die Großmacht namens Sowjetunion war  wirklich nicht mehr zu retten.

Zu den Maßstäben der Ereignisse:

Man kann Maßstäbe dieses Angriffs nur mit den früheren Aggressionen der Sowjet Armee in Budapest (1956) und  in Prag (1968) vergleichen.
An dem Tag hat Moskau den Volksaufstand in dieser südkaukasischen Republik blutig zerschlagen und ein großes Massaker in der Hauptstadt von Aserbaidschan mit zwei Millionen Einwohnern angerichtet. Beim Einmarsch der Sowjet Armee in Baku wurde alle Art von militärischen Kräften eingesetzt; die Stadt wurde gleichzeitig vom Boden, vom Meer und von der Luft aus attackiert. (General  W. Warennikow, der während der Besatzung die Truppen der Sowjet Armee geleitete, hatte damals die Maßstäbe der Militäroperation in Baku mit der Eroberung von Berlin 1945 verglichen!)

Zur Rolle von Michael Gorbatschow:

- Der „Schwarze Januar“ in Baku war der erster Vormarsch und revanchistische Versuch der Gegner von Gorbatschows „Perestrojka“, den späteren „Putschisten“. Ausgerechnet diese Politbüromitglieder, Minister und Generäle, die im August 1991 in Moskau gegen Gorbatschow geputscht, ihn entmachtet und verhaftet haben, hatten im Januar 1990 die Aktion einer gewaltigen Militärbesatzung Bakus durchgeführt!
Damals war Gorbatschow trauriger Weise auf der Seite seiner ideologischen Gegner; und das war sein Verhängnis und sein größter Fehler an der Macht!
Die demokratischen Bewegungen in den nationalen Republiken waren so gesehen eigentlich Gorbatschows natürliche Verbündeten, aber er hat
sie überall mit den Einheiten der Sowjet Armee bekämpft!
Das war eine große Tragödie für diese demokratischen Kräfte und das wurde auch zu einer Tragödie für Gorbatschow.
(Übrigens: Michail Sergejewitsch selbst hat später zugegeben, dass der „Schwarze Januar“ 1990 in Baku sein größter Fehler gewesen war)

Mauerfall zwischen zwei Deutschlands

und Grenzen zwischen zwei Aserbaidschan:

31. Dezember 1989 wurde zum ersten Mal in der Geschichte der Sowjet Union ihre Staatsgrenze von der eigenen Bevölkerung in Frage gestellt, ja teilweise liquidiert; und zwar die Grenze mit dem Iran. An diesem Tag haben Aserbaidschaner die Grenzeinrichtungen am Fluss Arax zerstört und sind auf die iranische Seite gegangen, um sich dort mit ihren Verwandten und Familienmitgliedern zu treffen. Denn der größten Anteil der Aserbaidschaner (ca.30 Millionen gegen 8 Millionen!) leben im Iran, nämlich seiner Nordprovinz, die auch den gleichen Namen Aserbaidschan trägt.
(Übrigens: Die Aserbaidschaner haben immer eine besondere aktive Rolle bei allen Revolutionen in Iran gespielt. Heutzutage ist das auch genauso: der heutige Oppositionsführer Mir Huseyn Musavi ist auch ein Aserbaidschaner und kommt ursprünglich aus diesem Gebiet)
Diese Aktion ist unmittelbar von dem Mauerfall zwischen zwei Deutschlands beeinflusst worden.

Dr. Rasim Mirzayev

19. 01.2009

 

 

19. Januar 2009 | Artikel, Kaukasus, Publikationen | Bookmark |
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